Profil 23/06: Bis auf die Knochen.

Polizei. Ein Gutachten der Gerichtsmedizin gibt den Ermittlungen im Fall des mutmaßlich misshandelten Schubhäftlings Bakary J. eine neue Wendung.

Ein malträtiertes Gesicht, das rechte Auge stark geschwollen. So kennt die Öffentlichkeit Bakary J . Die Aufnahme machte seine Ehefrau mit ihrem Mobiltelefon, als sie den Schub-
häftling im Polizeigefangenenhaus besuchte. Einen Tag zuvor hatten drei Polizisten der Wiener Sondereinheit WEGA versucht, ihn nach Gambia abzuschieben. Was man auf dem Bild nicht erkennt: Die Knochen unter dem aufgedunsenen Gewebe sind mehrfach zertrüm-
mert. Der soeben fertig gestellte Bericht der Gerichtsmedizinerin spricht von einer “kom-
plexen, rechtsseitigen, nicht verschobenen, das Stirnbein und das rechte Jochbein komplett erfassenden Fraktur, die vom Stirnbein und hier nach rückwärts bis an das Scheitelbein heran reichend durch die Augenhohle an ihre innere als auch ihre äußere Wand bis in das Jochbein knapp in Hobe der Zahnreihe einreichte”.

Das Gutachten bestätige die Aussagen seines Mandanten, sagt Anwalt Mag. Josef Phillip Bischof: “Ich bin gespannt, welche Erklärungen die Beamten jetzt nachliefern”.

Die WEGA-Polizisten – sie gelten bis zu einer allfälligen Verurteilung als unschuldig – hatten anfänglich geleugnet, in der Halle gewesen zu sein. Erst als ein Obdachloser zwei identifizierte, gab einer von ihnen zu, gelogen zu haben. Jetzt stehen sie erneut ihm Ver-
dacht, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Die Polizisten hatten zu Protokoll gegeben, vom Flughafen zur Lagerhalle gefahren zu sein. Bakary J. hingegen berichtete, sie hätten beim Lusthaus Pause eingelegt, seien dann eine Schleife und erst danach zur Lagerhalle gefahren. Auf Basis der Rufdatenrückerfassung der Diensthandys erstellten die Ermitteler ein Zeit-Weg-Diagramm. Die Auswertung scheint die Aussagen des verletzten Schubhäftlings zu bestätigen.