LOW DEFINITION CONTROL (malfunctions #0) – ein Film von Michael Palm, Österreich 2011.

“Low Definition Control ist ein Film über Bilder. Überwachungskameras, medizinische Ultraschalldetektoren und Computertomographen produzieren Vorstellungen von kon-
formem Verhalten und gesunden Körpern, aber auch von Abweichungen, Auffälligkeiten und verborgenen Risiken. Im Zeichen von Terrorangst, Risikoprävention und umfassenden Kontrollphantasmen lenken diese Bilder den Blick auf eine mögliche Zukunft. Low Definition Control ist ein dokumentarischer Science/Fiction-Film über diese Zukunft.” (http://members.inode.at/michaelpalm/ldcpage.html).

Rechtsanwalt Mag. Josef Phillip Bischof leistete, neben vielen anderen namhaften Mitwirkenden, einen stimmlichen Beitrag zu einem Dokumentarfilm, der weit über den Tellerrand juristischer Betrachtungen und Überlegungen zum Thema “Überwachung” hinausgeht.

“Wo wir gehen und stehen, werden wir angesehen: In einer Gesellschaft, die Öffentlichkeit primär als Ort von Risiken denkt, hängt von ständiger Beobachtung nahezu alles ab. Deswegen kann man heute in den Innenstädten der entwickelten Länder in kein Sandwich mehr beißen (oder gar einen Koffer herumtragen), ohne dass dies von Kameras aufge-
zeichnet und von Rasterprogrammen decodiert würde. Den Umstand, dass Risikoprävention und Sicherheit ‘der politische Alleskleber’ geworden sind, nimmt Michael Palm zum An-
lass, mit seinem Film Low Definition Control über die Implikationen der zunehmenden Technisierung der Wahrnehmung im öffentlichen Raum und in der Medizin nachzudenken. Er tut dies, indem er zu immer wieder durch Überhöhung verfremdeten Alltagsszenen eine Theorie in Fragmenten ergänzt. Aus dem Off sind die Stimmen von Wissenschaftlern und Intellektuellen aus allen möglichen Disziplinen (von der Neurologie über die Medienwissen-
schaft bis zur Theologie) zu hören, die darüber debattieren, was durch den zunehmenden ‘Panoptismus’ und den gesellschaftlichen Verlust der Unschuldsvermutung am Horizont der Geschichte sichtbar wird: eine ‘völlige Evakuation des Realen’ und eine Auflösung ‘der Figur des Menschen in seiner Naturalität’. Low Definition Control ist Science Fiction im buchstäblichen Sinn des Wortes – eine visionäre Vorwegnahme von längst im Gange befindlichen biopolitisch-gouvernementalen Prozessen, in denen die Technik sich in das Verhalten der Menschen so einschreibt, dass nach einer Disziplinar – und einer Kontroll-
gesellschaft irgendwann eine Gesellschaft körperloser, berechenbarer Schnittstellensubjekte treten könnte.”, Bert Rebhandl.

Internationales Presse-Echo:

“Außerordentlich in jeder Hinsicht unter den neuen Filmen der Viennale ist Michael Palms abendfüllender Essay, eine faszinierende Auseinandersetzung mit Tendenzen der Über-
wachungsgesellschaft, die seit 9/11 immer stärker forciert – und akzeptiert – werden. Auf der Tonspur reden Wissenschaftler und Experten aus verschiedenen Bereichen: Fragmente einer Theorie zwischen bildgebenden Verfahren, neurologischen Thesen und theologischen Einsichten. Dazu bemerkenswerte Breitwandbilder, größtenteils schwarz-weiß und stilisierte Alltagsaufnahmen: Was da manchmal wie Science-Fiction-Kino wirkt, beschreibt einen längst in Gang gesetzten Gesellschaftswandel.”, Christoph Huber, Die Presse.

“Wir stehen unter Beobachtung. Auf öffentlichen Plätzen, im videoüberwachten Straßen-
verkehr, im Computertomographen, beim Eye-Scan der Passkontrolle. Bildgebende Systeme kontrollieren uns. Michael Palms vortrefflicher dokumentarischer Science-Fiction-Essay konfrontiert uns mit Wahrnehmungsfragen zwischen Risikoprävention und biopolitischen Visionen und an Schnittstellen aufreibender Inspektion.”, Falter.

“Palm beschäftigt sich in ‘Low Definition Control’ ausgehend von Überwachungs- und Kontrollszenarien assoziativ und brillant verwoben mit der Antizipation der Zukunft.”, Kurier.

“Hinter den Unmengen an klugen Gedanken, Fragen und Ebenen, die einen noch lang nach diesem Film nicht loslassen werden, steckt allerdings noch ein kleiner emotionaler Kern, der Palm als definitiven Verfechter des Kinos und des Films outet. Wie einfach hätte er sein Werk mit richtigen Überwachungskamerabildern bestücken können, die ihm Maschinen und Computer zu Haufe liefern. Doch er hat lieber in Handarbeit und auf einem aussterbenden Material gedreht und damit einen stillen Gegenentwurf geschaffen. Seine Bilder über Bilder sind echt. Und tragen einen Exzess an Informationen in sich, dessen Entschlüsselung mehrere Leben beanspruchen würde. Ein vielschichtiges, umfangreiches und denkwürdiges Postulat über die Macht der Bilder.”, Beatrice Behn, kino-zeit.de.

“Das Schöne an diesem Lehr-Film von Michael Palm: Es wird eine klare Haltung vorgestellt; doch um etwas zu begreifen, muss man die Augen öffnen. Denn während man von Um-
fragen hört, wonach die Hälfte der Bürger bereit ist, für mehr Sicherheit ihre Freiheit zu opfern, geht im grauen, gepixelten Bild Seltsames vor. Überwachungsbilder im weitesten Sinn und im breiten Format erweitern das Mixtape aus Expertenmeinungen zu einem Wahr-
nehmungshorizont: Sind wir vom eugenischen, technisch abgespeicherten, verhaltens-
normierten Menschen nur mehr einen Schritt entfernt? Haben wir einen Polizeistaat in der Schublade?”, Katalogtext VIENNALE ’11.

“A fascinating film that makes a virtue of its intellectual standpoint – asking serious questions about the watched and the watchers in society and offering no easy answers.”, Amber Wilkinson, Eye for Film, UK.