ORF Ö1 02.03.2010 Journal Panorama: Im Dienst des nordkoreanischen Diktators.

Ein Journal Panorama über die mehr als ungewöhnliche Lebensgeschichte des Kim Jong Ryul, den Rechtsanwalt Mag. Andreas Lepschi nunmehr im Asylverfahren vertritt.

Asylanwalt Mag. Andreas Lepschi ist davon überzeugt, dass der Flüchtling Kim Jong Ryul in Österreich bleiben kann und politisches Asyl bekommt: “Eine Rückkehr ist sicher nicht möglich, es ist jeder, der das Land ungesetzlich verlässt, des Todes. Die Todesstrafe wird vollstreckt, entweder durch den Strang oder durch öffentliche Erschießung. Bei politischen Delikten ist eine öffentliche Erschießung an der Tagesordnung. Die Gefahr ist so groß und wenn klar ist, wer er ist und was er gemacht hat, kann man in so einem Fall eigentlich nur mit Schutzgewährung vorgehen.“ (ab 26:40 min).

Dieser Tage erscheint das Buch “Im Dienst des Diktators” von Ingrid Steiner-Gashi und Dardan Gashi. Es geht um einen nordkoreanischen Flüchtling, der sich 1994 nach Öster-
reich absetzte. Nach Tagen der ergebnislosen Suche wird Oberst Kim Jong Ryul für tot erklärt, seitdem lebt er hier als U-Boot. Jetzt bricht er sein Schweigen.

Kim Jong Ryul war von 1974 bis 1994 Einkäufer im Dienste des Diktators. Mithilfe öster-
reichischer Geschäftsleute konnten, so erzählt Kim aus seiner langjährigen Erfahrung, Güter aller Art gekauft werden, auch solche, die unter das Embargo gegen Nordkorea fallen, etwa Waffen, Codier-Telefonanlagen und Fingerabdruck-Identifikationsgeräte. Kim Jong Ryul wollte, obwohl er zu Hause ein im Vergleich zu seinen Landsleuten privilegiertes Leben führte, nicht mehr unter dem brutalen Regime in Nordkorea leben. Die Machthaber hatte er satt und die Diskrepanz zwischen den Luxusgütern, die er im offiziell so verteufelten Westen für den Führer und seine Familie besorgen musste, und dem bitterarmen und von Mangel geprägten Leben der normalen Nordkoreaner, war ihm schon lange sauer aufge-
stoßen.

Warum hat sich Kim Jong Ryul entschlossen, nach 15 Jahren im Untergrund in Österreich aus seinem Versteck aufzutauchen, an die Öffentlichkeit zu gehen und seine Geschichte zu erzählen, seine Beweggründe für die Flucht und seinen Hass auf die kommunistische Führung Nordkoreas?

Er sei zwischen die Wahl gestellt, im Untergrund verschwunden zu sterben oder vor dem Sterben noch einen letzten Schrei zu machen, erzählt Kim Jong Ryul. Er müsse über sein Leben noch einmal genau nachdenken, dann werde er von seinem Leben erzählen und schließlich sterben. Kim hat sich entschlossen, in Österreich um Asyl anzusuchen.