Profil 23.05.2005: Aggressive Bettelei – Teil II.

Ein 38-jähriger Angestellter steht auf der Straße. Ein Polizist will seinen Ausweis sehen. Weil der werdende Vater auf sein Recht pocht, lernt er Gummizelle und Strafrichter kennen.

Peter M. ist keiner, der sich etwas gefallen lässt. Keiner, der vor Uniformen in Ehrfurcht erstarrt. M. ist einer, der auch vor Beamten auf sein Recht pocht – und er macht den Mund lieber auf, als ihn zu halten. Ja, es stimme: Er habe einem Polizisten einen Kopfstoß ver-
passt. Ja es sei ihm eine Sicherung durchgebrannt sagt der 38-Jährige. Aber waruın er davor mit Handschellen gefesselt wurde und danach in die Gummizelle musste, versteht er bis heute nicht. Er hat sich doch bis dahin nur auf das Gesetz berufen. Das könnte sein Fehler gewesen sein.

“Kann es nicht sein, dass sie den Polizisten ein bissl provoziert haben”, fragt die Staatsan-
wältin. Und die Juristin äußert dann ihr ganz eigenes Verständnis von Recht: Man könne sich eben viel ersparen, wenn man der Aufforderung eines Polizisten nachkomme. Unaus-
gesprochener Nachsatz: ganz egal, ob diese Aufforderung zu Recht erfolge oder nicht.

“Sind wir in Österreich etwa so weit, dass wir zu einem Beamten freundlich sein müssen, um nicht Gefahr zu laufen, verletzt und mit einer Anzeige im Gepäck vor dem Strafgericht zu landen?”, fragt Anwalt Josef Phillip Bischof. “Es ist das Kennzeichen eines Rechts-
staates, dass man seine Rechte ausüben kann, auch wenn es einem Polizeibeamten vielleicht lästig ist.”